Gehörschutz beim Motorrad fahren – Vergleichstest
Seien wir doch mal ehrlich, viele lieben das Motorradfahren unter anderem wegen des Klangs der Maschine. Keine Frage, wir zählen uns selbst dazu. Jedoch sind die Motor- und Endschalldämpfergeräusche noch nicht alles, was unser Gehör auf dem Bike verarbeiten muss. Oft vernachlässigt, aber sie machen den größten Teil der Fahrgeräusche aus, die Windgeräusche. Noch dazu kommen auch die Abrollgeräusche der Reifen. Natürlich spielen auch viele andere Faktoren eine Rolle, wie z.B. die eigene Fahrweise, die Drehzahl, die gefahrene Geschwindigkeit, die Art und Bauweise des Helmes, die Sitzposition und vieles mehr. Wir haben verschiedene Arten von Gehörschutz ausprobiert, um das Fahren so angenehm wie möglich zu machen, denn durch den Lärm nimmt auch gleichzeitig der Stresspegel zu. Das kann im öffentlichen Straßenverkehr böse Enden. Trotzdem ist es wichtig auch weiterhin alle Nebengeräusche zu hören, denn wer das Martinshorn nicht mehr mitbekommt, macht sich strafbar. Nicht jeder Gehörschutz ist zum Motorrad fahren geeignet. Ziel ist es, den Lärmpegel unter dem Helm auf ein erträgliches Maß zu reduzieren und alle wichtigen Umgebungsgeräusche weiterhin klar wahrnehmen zu können.
Die Testkandidaten
In unserem Test sind drei verschiedene Gehörschutz Varianten:
- Einweg Ohrstöpsel Schaumstoff
- Alpine MotoSafe Race
- sowie eine Maßanfertigung von Kind
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Der Schaumstoffgehörschutz, hier vom Hersteller Würth, bietet in der Praxis einen sehr guten Geräuschschutz, ist aber beim längeren Tragen unangenehm. Auf den ersten Metern fühlt es sich sehr ungewohnt an. Alles ist so still und stumm. Windgeräusche werden extrem gefiltert. Aber eben auch alle anderen Nebengeräusche. Einerseits sehr angenehm, da man sich voll und ganz auf das Fahren konzentrieren kann, andererseits auch gefährlich. Vor allem im Stadtverkehr und auf zweispurigen Straßen. Alles was man nicht hört, muss man mit den Augen umso genauer wahrnehmen. Ein weiterer Nachteil ist, dass man sich in den Pausen nur schwer unterhalten kann. Hier sollten die Ohrstöpsel entfernt werden. Sind sie draußen, fühlt man sich gleich viel befreiter. Zu empfehlen ist diese Art von Schutz nur auf der Rennstrecke. Im Motorradrennsport sind die Schaumstoffstöpsel gang und gäbe.
Bei dem Hörgerätehersteller Kind kann man sich einen angepassten Gehörschutz mit verschiedenen Filtern anfertigen lassen. Wir haben uns für die grünen (mittlere Dämpfung) und roten (starke Dämpfung) Filter entschieden. Zuerst wird vor Ort im Laden das Ohr ausgegossen und so ein passgenauer Abdruck des eigenen Ohrs erzeugt. Anschließend hat man viele Möglichkeiten, was Farbe und Ausstattung angeht. So kann man z.B. eine Trageschlaufe oder kleine Griffe mit einarbeiten lassen. Wir haben die Grundausstattung genommen. Farblos transparent ohne Schnick-Schnack. Lediglich grüne und zusätzlich rote Filter. Alles in allem hat der Spaß 170 € gekostet. Nicht gerade günstig aber es hieß, man kann sie ein Leben lang verwenden. Nach etwa zwei Wochen Wartezeit war unser anatomisch geformter Gehörschutz abholbereit.
Das Einsetzen ist kein Vergleich zu der Schaumstoffvariante. Kein Anfeuchten des Gehörgangs, kein Zusammenrollen, nicht am Ohr ziehen. Einfach reinstecken und fertig. Auch der Tragekomfort hat auf Anhieb überzeugt, man spürt sie einfach nicht. Mit den grünen Standardfiltern ist der Geräuschpegel beim Fahren kaum minimiert und wir haben daher direkt die stärker dämpfenden roten Filter eingesetzt. Deutlich besser, alles ist angenehm leiser. Dennoch hört man den Motor und andere Verkehrsteilnehmer genau so wie ohne Gehörschutz. Auch in den Pausen kann man sich ganz normal unterhalten ohne Sie aus dem Ohr zu entnehmen. Bis dahin sehr überzeugend, doch leider gibt es auch eine Kehrseite. Das Material der anatomischen Ohrstöpsel ist aus weichem Silikon. Dadurch kann die Haut nicht mehr atmen und fängt an zu schwitzen. Im Gegensatz zum Schaumstoffstöpsel, welcher tief in den Gehörgang eingeschoben wird, sitzen die Maßanfertigungen nur oberflächlich. Beginnt das Ohr nun zu schwitzen, kann es schnell passieren dass der Gehörschutz herausrutscht. Zumindest soweit, dass die Filterwirkung gleich Null ist. Sehr schade. Da sie durch die individuelle Anpassung auch sonst niemand anderes tragen kann, werden Sie nun lediglich für Flugreisen und Konzerte verwendet.
Als dritter Kandidat ins Rennen gehen die MotoSafe von Alpine. Das Einsetzen der MotoSafe geht mit der mitgelieferten Einsetzhilfe sehr leicht und schnell. Auch der Tragekomfort ist sehr gut. Ähnlich wie die Maßanfertigung vom Hörgerätehersteller Kind, besitzen auch die MotoSafe eine minimale Öffnung. Das bietet den Vorteil, dass sich kein Druck auf den Ohren aufbaut, wie es beim Schaumstoff der Fall ist. Ein Druckausgleich ist somit problemlos möglich, wenn man die Pässe rauf und runter fährt. Die Verständigung bei Pausen klappt auch ohne Entnehmen der Ohrschützer. Auch beim Fahren und Unterhalten über ein Kommunikationssystem, wie dem Sena 30K in unserem Test, versteht man die mitfahrenden Biker einwandfrei. Das Wichtigste aber ist, dass sie nicht heraus rutschen!
Alpine bietet ebenfalls unterschiedliche Filtersysteme an. Allerdings kann man diese nicht austauschen, sondern muss sich vor dem Erwerb entscheiden. Die Race-Version ist unserer Meinung nach genau richtig abgestimmt, für Straße und Rennstrecke.
Gehörschutz muss nicht teuer sein
Unser Testsieger steht somit fest. Der Gehörschutz von Alpine ist die ideale Lösung und bietet das beste Preis Leistungsverhältnis. Für nur etwa 15 Euro bekommt man einen sehr guten Gehörschutz, der die gleiche Filterwirkung wie die teure Maßanfertigung hat. Zudem bieten sie ebenfalls einen tollen Tragekomfort und man kann man sie immer wieder verwenden. Auch die Reinigung ist simple: Einfach mit Wasser und Seife abwaschen.
Daher eine klare Empfehlung für die „Alpine MotoSafe Race„.
Zum Schluss noch ein Appell an alle: Geizt nicht beim Thema Gehörschutz. Eure Ohren werden es euch später danken! Denn der Verlust ist ein schleichender Prozess der irreparabel ist. Zudem sei erwähnt, dass ein Hörgerät weitaus teuer ist. Wer einmal mit Gehörschutz gefahren ist, gewöhnt sich schnell daran und man möchte Ihn nicht mehr missen. Das gesamte Fahren gestaltet deutlich angenehmer, stressfreier und trotzdem muss nicht auf Fahrspaß verzichtet werden, denn den Auspuff hört man auch weiterhin.
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Haben den Artikel jetzt erst gelesen und trotzdem eine Anmerkung dazu:
habe die Stöpsel von Alpine auch.
Leider passt nur der für ein Ohr gut. Der Andere ist leider zu klein und kann dadurch das Ohr nicht richtig schützen.
Also bleibt für mich nur die Lösung mit angepassten Ohrstöpseln.
Bin gespannt wie sie sind.
GRüße
Uwe
… gang und gäbe…
Ein leider beliebter Schreibfehler…
Besten Dank. Wurde korrigiert.
Vermutlich kann selbst der Schaumstoffgehörschutz bei langem Tragen unangenehm werden, da er sich nicht komplett an die individuelle Ohrform anpassen kann. Durch den Helm beim Motorradfahren kann der individuell geformte Gehörschutz zumindest nicht herausfallen. Ich sehe diese Art des Gehörschutzes als die Beste.
Mein Onkel ist derzeit auf der Suche nach einem maßgefertigten Gehörschutz. Dabei ist es gut zu wissen, dass man diesen auch beim Motorradfahren tragen sollte. Ich hoffe, dass er einen passenden Anbieter finden wird.